Wie schon angedroht…
Vorab: für die Apple-Marketingabteilung bin ich wahrscheinlich sowas wie der Traumkunde: der kauft erstmal alles, auf dem Apple draufsteht, obwohl er es nicht wirklich braucht…und bei unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten nimmt er nur das schnellste/stärkste/beste, obwohl er die gebotene Leistung vermutlich niemals ausreizen können wird…
Also auf deutsch: ich weiss, dass ich ‘nen Schuss hab’…
- Vorspiel
Zu Apple kam ich über einen iPod 20GB, dem dann bald ein 1.46er Mac mini folgte, um von den DOSen loszukommen. Mit dem war ich relativ lange zufrieden (so etwa ein Jahr), dann gabs im August 2006 einen 1.66er Mac mini, weil mir der kleine Kleine inzwischen zu lahm geworden war. Kurz darauf kam der 1.83er 'raus und ich war etwas angefressen, weil ich nicht lange genug gewartet hatte. Kurzfristig gabs dann die Überlegung, den zu kaufen…aber dann wurde es Ende doch ein 2.33er iMac 20" (den aus der Sig). Die minis wurden verkauft…und dann hatte es mir das MacBook angetan. Im Dezember kam also ein weisses 2.0er MB 13" ins Haus. Nachdem ich gemerkt hatte, dass ich das nun definitiv überhaupt nicht brauchte, wurde auch das verkauft (an einen Kollegen, dem ich es bei der Arbeit solange vor die Nase gehalten hatte, bis er endlich schwach wurde). Da mir der Kabelsalat in der Nähe meines Schreibtisches schon immer ziemlich auf den Keks ging (besonders zu der Zeit, als da drei Macs und zwei DOSen standen), gabs Anfang Februar noch die Airport Extreme…
- Vorfreude
Der iMac war ausgereizt und auf absehbare Zeit war da von Apple auch nichts neues zu erwarten. Mehr Speicher war von externen Anbietern zwar erhältlich, aber der sollte laut Auskunft des Anbieters nicht performancefördernd sein. Also blieb nur eine Möglichkeit übrig, meinen Leistungshunger bei Apple zu stillen: der MacPro sollte es sein. Und in der Hoffnung, dann vielleicht für einige Zeit Ruhe vor mir selbst zu haben, musste der ‘grosse’ her: 3.00 GHz Dual-Core Intel Xeon, 1GB 667 DDR2 FB DIMM ECC-2x512, ATI Radeon X1900 XT 512MB, 160GB Serial ATA, 16x SuperDrive DL, Airport Extreme & BT 2.0+EDR-INT. Ich bestellte telefonisch, in der Hoffnung, angesichts meiner Apple-Vorgeschichte (alles immer im Store bestellt) vielleicht auch noch einen Nachlass zu bekommen. Im Endeffekt gabs dann Bluetooth umsonst…eigentlich lächerlich angesichts des Kaufpreises. Egal, war dann auch nicht mehr zu ändern und da ich mich mal entschlossen hatte, wollte ich den MP so schnell wie möglich haben. Der trudelte dann Mitte Februar ein…
- Freudentag
An einem Montag lieferte TNT also den sehnlichst erwarteten MP bei mir in der Arbeit ab, woraufhin ich erstmal ein paar meiner Überstunden nahm und mit dem großen Karton nach Hause entschwand. Zwanzig kg können verdammt sperrig sein, wenn der Karton so groß ist. Als ich dann alles in mein Arbeitszimmer gewuchtet hatte, ging es ans auspacken. Hier gabs wieder das typische Apple-Gefühl: selbst bei eigentlich so unwichtigen Sachen wie der Verpackung merkt man, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat, wie man das schön und funktional gestalten könnte. Dann standen die 20 kg bei mir im Zimmer, von allem drumherum befreit…und ich war erstmal sprachlos. So gross und gleichzeitig so stylish hatte ich mir den nicht vorgestellt. Und erst die Haptik des Alugehäuses. Wow. Dann der nächste ‘Schock’: ich hatte die Seitenwand entfernt. Erstaunlich, wie aufgeräumt ein Rechner doch aussehen kann und deshalb auch kein Wunder, dass die Seitenwand dann die ganze restliche Zeit an der Wand lehnte: der Anblick auf die Innereien war zu schön…
Nachdem ich mich erholt hatte, ging es ans ausprobieren. Alle Kabel angesteckt, Tastatur und Maus angeschlossen und eingeschaltet. Erste Überraschung: so schnell hatte bisher noch keiner meiner Rechner hochgebootet. Nach den üblichen Anmeldeformalitäten ging es ans Performance testen. Dazu dienen bei mir üblicherweise die Schnelligkeit beim surfen und die Benchmarks von Cinebench. (Rendering (Single CPU): 293 CB-CPU; Rendering (Multiple CPU): 843 CB-CPU; Multiprocessor Speedup: 2.87; Shading (CINEMA 4D): 329 CB-GFX; Shading (OpenGL Software Lighting): 1371 CB-GFX; Shading (OpenGL Hardware Lighting): 2689 CB-GFX; OpenGL Speedup: 8.17).
Jetzt ging es aber erst richtig los, denn während der Wartezeit auf den MP war ich nicht untätig gewesen: ich hatte mir als Ersatz für die originale 160 GB Seagate Barracuda-HD vier 250 GB HDs von Samsung besorgt. Die sollten jetzt eingebaut werden. Also MP wieder ausgeschaltet, alle Kabel entfernt und die Halterungen für die HDs entnommen. Dank dem genialen Aufbau des MP war das innerhalb von wenigen Minuten erledigt und die HDs steckten in ihren Halterungen. Dann musste sich der MacPro auf die Seite legen: die Steckplatzkarten für die Speicherweiterung mussten 'raus. Da mir der serienmässige Arbeitsspeicher von 1 GB zu niedrig erschien und der Preis für die Aufrüstung direkt von Apple zu hoch, lagen schon vier Speichermodule á 2 GB bereit. Die wurden einfach eingeklinkt und zwei Minuten später konnte ich den MP wieder einschalten. Jetzt musste erstmal Mac OSX neu installiert werden und dummerweise liess ich die Komplettinstallation zu und lud mir auch noch die kompletten Daten vom iMac über FireWire herunter. Die Folge: für ein paar Stunden konnte ich bloss Däumchen drehen: auf dem iMac lagen etwa 100 GB…
Nachdem endlich alle Dateien übertragen waren und ich den MP wieder hochfahren konnte, ging es los mit dem richtigen Praxistest. Der brachte zwei Erkenntnisse:
-
der MP war so richtig schnell im Vergleich zum iMac
-
um die MultiCore-Architektur so richtig nutzen zu können, mussten alle Arbeitsspeichersteckplätze mit der gleichen Speicherart belegt sein
Folge: ich bestellte nochmal vier 2 GB-Module. Jetzt hiess es warten. Der MP lief währenddessen vor sich hin und erstellte alle Aufgaben schnell und zu meiner vollsten Zufriedenheit… -
Schwarzer Donnerstag
Der iMac und der MacPro liefen parallel und ich nutzte beide mit Hilfe von teleport mit dem Apple Wireless Keyboard und dem Wacom Tablet/Maus. Die Wacom-Kombi funktionierte auf dem MP nicht ganz so, wie ich wollte, weshalb ich mir die aktuellsten Treiber besorgte und installierte. Nach der Installation gabs die Aufforderung zum Neustart…und nach dem Neustart gabs das ‘heissgeliebte’ Fenster mit der gleichen Aufforderung in verschiedenen Sprachen. Nachdem das dann ungefähr viermal so ging und der MP partout nicht booten wollte, habe ich mal den Hardwaretest versucht. Im HWT kam ich bis zum Start des Tests…und dann passierte gar nichts mehr und Maus und Tastatur waren auch eingefroren. Nächster Versuch: mal alle Tastaturkürzel bei Systemstart versucht und es gab einige Meldungen, die mir aber rein gar nichts sagten…under MP lief immer noch nicht. Jetzt ging die grosse Telefoniererei los, um abzuklären, ob und wo ich den MP zum reparieren bringen könnte. (Anm.: nicht jeder bei Apple gelistete Servicepartner hat wohl Ahnung von dem, was er eigentlich können sollte…). Im Endeffekt lief alles darauf hinaus, dass ich für Montag früh einen Termin zur Abgabe des MP ausmachte. Mir liess das Ganze aber trotzdem keine Ruhe und ich versuchte weiterhin, den MP wieder zum laufen zu bekommen bzw. wenigstens herauszufinden, was nicht stimmte. Zuerst installierte ich wieder die Originalfestplatte, woraufhin der MP sich wieder zurückmeldete. Dann probierte ich jede Samsung einzeln aus, konnte aber keine einzelne als defekt identifizieren. Alle zusammen liefen aber trotzdem nicht. Über den FireWire Target Disk Modus sicherte ich erstmal alle Dateien und konnte dann auch sicherstellen, dass die Festplatten wirklich alle in Ordnung waren. Das Problem musste also woanders liegen. Als nächstes war der Arbeitsspeicher dran…und siehe da: nachdem ich die Urspungskonfiguration wiederhergestellt hatte, lief der MP auch dann wieder, wenn die Samungs in der RAID-0-Konfiguration aktiviert waren. Nächster Test: welcher Speicherriegel ist defekt ? Inzwischen waren auch die anderen 4 angekommen und ich begann, immer zwei Riegel einzusetzen, um zu sehen, wann sich der MP wieder ausklinkte. Zum Schluss waren alle acht 2 GB-Riegel montiert…und der MP lief trotzdem. Bei mir machte sich ein grosses ‘Häh’-Gefühl breit. Wie sollte ich das jetzt interpretieren ? Jetzt blieben eigentlich nur noch die Steckkarten für den Arbeitsspeicher als Fehlerquelle übrig. Aber wie sollte ich die testen ? Ich liess den MP erstmal laufen und testete jetzt nochmal mit Cinebench: Rendering (Single CPU): 488 CB-CPU, Rendering (Multiple CPU): 1493 CB-CPU, Multiprocessor Speedup: 3.06, Shading (CINEMA 4D): 573 CB-GFX, Shading (OpenGL Software Lighting): 2211 CB-GFX, Shading (OpenGL Hardware Lighting): 3928 CB-GFX, OpenGL Speedup: 6.86. Die Aufrüstung hatte also was gebracht…aber so richtig wohl war mir nicht, denn an einen Selbstheilungsprozess glaube ich bei Unterhaltungselektronik und elektronischer Datenverarbeitungshardware nicht…
- Gewissensfrage
Ich überlegte hin und her, ob ich den MP jetzt behalten sollte in der Hoffnung, dass die Fehlfunktion ein Ausrutscher war und er in Zukunft ohne Probs laufen würde…oder ob ich ihn lieber wieder zurückgeben sollte, solange ich noch konnte, zumal ja auch ein Update auf ‘Clovertown’ längst überfällig war und auch Leo nicht mehr weit weg sein konnte. Als allererstes sagte ich deshalb mal den Reparaturtermin ab. Als sich der MP in den folgenden Tagen dann immer wieder mal aufhängte (aber zum Glück auch jedesmal wieder starten liess), war meine Entscheidung klar: Rückgabe. Als erstes schickte ich die Speicherriegel zurück und baute die Festplatten wieder aus. Die kamen ins Regal, denn die wollte ich im nächsten MP wieder benutzen. Dann holte ich mir von Apple eine telefonische Freigabe (Memo an mich selber: die automatische Rückgabe über die Internetseite funktioniert nicht, wenn bei der Bestellung Gutschriften gewährt wurden !). Der MP sollte am nächsten Montag dann wieder bei mir im Geschäft abgeholt werden und bis Sonntag abend liess ich ihn dann noch laufen. Dann packte ich ihn schweren Herzens sorgfältig ein und lud ihn ins Auto…
Das war dann das (vorläufige) Ende meines Besuches im MacPro-Land…
- Fazit
Der MacPro hat mir in der Zeit, in der ich ihn hatte und in der er einwandfrei funktioniert hat, sehr viel Freude gemacht. Er ist ein HighEnd-Rechner mit hochwertiger Verarbeitung und tollem Äusseren. Und um zu den inneren Werten mal eine andere Art der ‘Leistungsmessung’ zu bemühen: in 11 Tagen hat der MP bei Boinc knapp 22.000 Credits errechnet (wobei er etwa die Hälfte der Zeit nur mit 1 GB Arbeitsspeicher lief). Wenn ich mir jetzt vorstelle, was ein voll aufgerüsteter MacPro mit CS3 (speziell Fireworks) so anstellen kann, wird mir ganz kribbelig und ein ‘haben will’ geistert mir durch den Kopf…