Mit dem iPad im Urlaub

Nachdem bei uns im Forum ja schon einige Zeit darüber diskutiert wird, was man mit dem iPad alles tun kann (und die Diskussion hat immerhin schon 6 Seiten ergeben), hier mal noch ein ausführlicherer Beitrag. Ich poste das als Review, weil es etwas länger wird.

Meine Frau und ich sind begeisterte Digital-Hobbyfotografen (Nikon DSLRs). Bisher hatte ich im Urlaub meistens meinen iPod Touch dabei - und dieses Mal wurde die Frage, ob das iPad mit soll, kurz erörtert und dann mit „ja, wenn wir’s schon haben, nehmen wir’s auch mit!“ beantwortet. Fein. Das Gerät bietet ja schließlich auch einiges, was es verlockend macht, das auch im Urlaub dabei haben zu wollen. Also:

Hinflug
Was gibt es besseres, als ein Gerät auf einem Transatlantik-Flug dabei zu haben, mit dem man ein Spielchen spielen kann (sogar zu zweit - unsere Empfehlungen hierzu: Honey, that’s mine (1,59 € oder auch als Free-Version) [kids-tauglich] und Carcassonne (3,99 €) - schade, dass es hiervon noch keine iPad-Version gibt), eigene Musik hören - oder sich eben völlig unabhängig vom Bord-Entertainment machen? Vielleicht noch das, einer Mitreisenden innerlich lächelnd dabei zuzuschauen, wie sie die (immerhin vorhandenen) Steckdosen in den Sitzen durchprobiert, um das mitgebrachte Notebook soweit am Laufen zu halten, dass es ihrem quengelnden Sprössling weiterhin Ablenkung bietet.

Im Hotel
Das ist schon was feines, wenn man freies WLAN hat (wie man es heutzutage, zumindest in Kanada, sehr häufig und zum Teil auch an unerwarteten Plätzen findet, nicht so wie im leicht überregulierten Deutschland). Die Google Maps App war eine der meist benutzten. Beispielsweise, um zu schauen, wie man zu Fuß zu einem bestimmten Restaurant kommt. Oder wie man die nächste Route mit dem Auto zurücklegt (wenn man sich hier Notizen macht, kann man sich fast ein Navi sparen - blöd wird’s dann nur bei Umleitungen und Bauarbeiten…). Dann noch ab und zu [oder etwas öfter, wie Euch das Team sicherlich bestätigen kann :wink: ] im Lieblings-Forum reinschauen - fein. Wikihood ist nett, ersetzt aber keinen Reiseführer. Und von mobiler Datennutzung ohne WLAN (also G3) habe ich mal Abstand genommen - die Kosten dafür waren mir dann doch etwas undurchsichtig.

Statt Ansichtskarten
Gut, bis sich das iPad rechnet, indem man vom Urlaub aus nur noch via Hotel-WLAN Emails statt Ansichtskarten schreibt, dauert etwas. Aber nett ist es schon:

  1. Fotos von der Kamera auf das iPad laden (per Kamera-SD-Card-Adapter)

  2. Email schreiben, Fotos anhängen

  3. Abschicken - und dann möglicherweise sogar noch die (hoffentlich begeisterten) Antworten der daheimgebliebenen Lieben lesen

Der Teufel steckt hier allerdings ein bisschen im Detail. Wir fotografieren RAW, also kein JPEG. Das iPad „versteht“ das Bildformat, das wäre kein Problem - allerdings ist eine Email, an der 5 Fotos a 11 MB anhängen, in einem Format, das 99% unserer Empfänger nicht öffnen könnten - nicht sehr schön. iPad Mail bietet auch keine Option, angehängte Fotos zu verkleinern (wie es das Mac OS X Pendant tut). Auch aus der Fotos-App heraus: keine Chance. Also mussten wir auf der Kamera JPEG-Versionen der Fotos erstellen, die wir dann auf das iPad gezogen und dann per Mail verschickt haben. Zweites Manko: das iPad kennt nur eine Bildsortierung: nach Dateiname. Lästig wird das, wenn man Fotos auf der Kamera ausgesucht hat, JPEG-Duplikate erstellt, und diese dann auf dem iPad aus 957 Fotos heraussuchen muss - gerade bei Fotoreihen mit vielen ähnlichen Motiven (oder Serienbildern von Tieraufnahmen) kein toller Job. Schöner wäre es hier, das Erstellungsdatum als Sortierkriterium nehmen zu können - dann wären die 5 JPEG-Kopien, die man vor 5 Minuten erstellt hat, ganz unten, und man wäre gleich fertig.

Eine weitere böse Falle steht hier noch bereit: gerade beim Versenden von Urlaubs-Emails kommt man schon in Versuchung, die komplette Email mit Foto-Anhängen kopieren zu wollen - und in eine zweite Email einzufügen, um sie statt an Tante Frieda noch an Onkel Otto zu schicken. Leider bekommt Otto nur kaputte Bilder zu sehen - da das iPad hier lokale Links (der Form cid:D0BA0010-0E54-4C26-8C85-9462FF7A4735/SSC_1897.JPG) einfügt, die natürlich beim Empfänger nicht anzuzeigen sind. Durch das nicht-Multitasking muss man hier etwas harumprobieren, bis man den optimalen Workflow findet: für mich war das, in der Foto-App in der Übersicht die Fotos auszuwählen, die in die Mail sollen, dann auf „per Mail versenden“ gehen, und den Mailtext aus der Zwischenablage einfügen. Apple, hier gibt es noch was zu tun, was einfache Benutzerführung und Fehlerfreiheit angeht!

Als iPod-Ersatz
Fast perfekt. Ein absolut haarsträubendes Manko der Machart „APPLE, WAS SOLL DER SCHEISS?!“ ist allerdings, dass man das iPad nicht als Wecker verwenden kann, weil die „Uhr“-App (auf dem iPhone und iPod Touch vorinstalliert) nicht auf dem iPad vorhanden ist! Auch die Nachinstallation von Dritt-Apps kann das nicht wettmachen, weil Drittanwendungen keine Hintergrund- oder zeitgesteuerte Jobs fahren dürfen - die Wecker-App müsste also ständig laufen (geht dann zwar auch, wenn das iPad gesperrt ist, ein flaues Gefühl bleibt aber doch, also doch das Handy als Wecker programmiert, wenn’s drauf ankam). Die andere entfernte iOS-App, Aktien, sollte im Urlaub doch weniger fehlen…

Unterwegs
Eine App wie Gaia GPS macht sicherlich einen Heidenspaß - als Ersatz für einen GPS-Tracker, wo man sich die Route am Ende des Tages auf einer Karte und mit Höhenprofil anschauen kann. Ich habe hier nur die Lite-Version getestet (die nur ein paar Minuten aufzeichnet), weil ich einen Hardware-GPS-Tracker dabei hatte. Auch hier gilt die Einschränkung, dass keine andere App laufen darf - es wird Zeit, dass iOS 4 für das iPad erscheint.

Fazit
Das iPad im Urlaub ist eine feine Sache. Wenn ein paar Ungereimtheiten in den nächsten iOS-Versionen noch ausgebügelt werden, dürfte es seinen festen Platz im Urlaubsgepäck bekommen - zumal es locker in einen größeren Fotorucksack hineingeschoben werden kann, auch wenn der kein Notebook-Fach hat - dafür ist es einfach schmal genug.

Diskussionen zu diesem Review bitte hier entlang.