Na ja, die TV Sender sind Teil der Content-Idustrie, hier in Deutschland aber meißt am Ende. Wie soll aber eine Alternative aussehen? Die Filmschaffenden wollen/müssen ja irgendwie Geld verdienen. Schließlich kostet die Produktion eine Menge Geld, vermarktet werden wollen die Filme auch noch und wenn man Neues ausprobieren möchte, findet man nicht unbedingt Finanzierer für so ein Projekt (die schießen lieber Geld in etablierte Großprojekte oder Filme die ein gewisses „Vorleben“ haben). Auch wenn ich die (meißt zurückgehaltenen Zahlen) von den großen Studios nicht glaube, so ist mir schon bewußt, das sich nicht jede/r Film/Serie trägt. Wenn also das Geld für neue, kreative Projekte nicht nur aus Filmfördermitteln kommen soll, muß weiterhin Geld für das Recht den Film projezieren/senden/streamen usw. zu dürfen gezahlt werden. Wenn man von der etablierten Verwertungskette (Kino, PayTV, Video/DVD/Bluray, Fernsehen mit/und neue Medien) abweichen möchte - wie soll dann die (Re-)Finanzierung aussehen?
Ja, Geoblocking ist großer Mist, genauso wie die Regionacodes auf DVD. Die Alternative wäre aber eine Vermarktung nach Sprachräumen und das würde kleinere Länder benachteiligen, wenn z. B. ein Österreichischer Anbieter nur dann zum Zuge kommt, wenn er die Lizenz für Deutschland, Schweiz und deutschsprachige Gebiete in Polen, Rußland usw. mit erwerben müßte. Ich vermute, dass das nur große Senderketten finanzieren könnten und somit Vielfalt gefährden würde. Das war zwar schonmal von der EU angedacht, zumindest wollten die, dass man Pay-TV Angebote aus jedem Land innerhalb der EU Abonnieren können sollte, was ich für eine gute Idee halte. Leider schreiben die Filmverwerter (gerade aus der USA) mit ihren Verträgen aber vor, das genau das nicht erlaubt ist und auch, das digitale Kopien in HD unterbunden werden müssen (natürlich nicht ohne Hintergedanken - seltsamerweise sind die erlaubten Verschlüsselungsverfahren fast alle in der Hand von Amerikanischen Firmen oder Hegefonds, die ebenfalls daran verdienen).
Man kann sich natürlich vorstellen, das anglophone Länder in der EU (GB, Irland) das sicher nicht mitmachen werden, weil Englisch nun mal die Sprache ist, die in vielen Ländern gesprochen wird und bei einer Vermarktung nach Sprache diese unerschwinglich werden dürften, wenn sie gegen Anbieter aus USA, Kanada und Australien antreten müßten.
Zudem gehen Sportvermarkter in Europa den selben Weg. Die Öffentlich-rechtlichen Sender denken schon „sehr laut“ darüber nach, Sportveranstaltungen entweder verschlüsselt oder nicht mehr über Satellit anzubieten, weil sie es finanziell nicht mehr stemmen können, die Rechte für die gesamte EU zu erhalten (die Vermarktung läuft meißt nach Ländern) und wenn man schon mal im Ausland war, und auf das Abgebot der ARD/ZDF-Mediatheken zukgreifen wollte, kommt es bei selbst produzierten Nachrichten-Sendungen zu Bild-Ausfällen (meißt bei Berichten von Sportereignissen), weil die entsprechenden Rechte für das Internet fehlen (das trifft auch Satiresendungen wie die „Heute-Show“ auch dort, gab es bei Zuspielmaterial schon Bild-Überblendungen, weil die Rechte für das Internet nicht vorhanden waren). Ich finde es auch nicht schön, nur akzeptierte Alternativen würden aller Voraussicht nach zu weniger Vielfalt und zu höherer Konzentration im Medienmarkt führen.
Glücklicherweise wurde bisher jeder Schutz in irgendeinerweise Weise ausgehebelt - sonst würde es in Tauschbörsen, nicht lizensierten Streaming-, Medien-Download und -Hosting Angeboten nicht so viel verfügbares „Material“ geben.
Das andere Problem ist, das man gekauftes Material nicht auf all seinen verfügbaren Medienabspielgeräen nutzen kann/darf. Das wird sich auch nicht so leicht ändern lassen, solange Jeder, der einen „Pups“ für eine Weiterentwicklung in digitale Medien, -Kompressions- oder Übertragungsverfahren die Hand aufhält. Da sind die Zusammenschlüsse wie MPEG LA schon eine große Erleichterung, so das sich Entwickler von Produkten sich nur mit einer Institution auseinandersetzen müssen und nicht mit jeden einzelnden Entwicker in möglicherweise -zig unterschiedlichen Rechtsystemen/-bereichen. Wenn man aber Produzenten nicht reglementieren möchte, eigene Entwicklungen zu öfnen (wie Apple mit iOS) oder vorschreiben, fremde Verfahren zu nutzen, statt eigene zu entwicklen (Google bzw. Alphabet VP8 und darauf aufbauend WebM/WebP), dann wird man mit dem Umstand leben müssen, das man nicht für jedes Gerät jeden Content nutzen kann.
Das Problem ist, das „Ottonormalkunde“ die Entwicklungen nicht absehen kann und so leicht auf das für seine Zwecke falsche System/Gerät setzt. Nur das war früher ja auch nicht anders (SECAM vs. Pal, Video 2000 vs. Betamax vs. VHS, DVD+R vs. DVD-R , HD DVD vs. BluRay usw.). Heute ist es nicht unbedingt mehr so, das „nur“ zwei Systeme gegeneinander antreten, was die Übersicht nicht einfacher macht.
Ich sehe bloß nicht, wie man das Alles vernüftig im Sinne des Anwender/Nutzer ändern kann. Wenn man in der EU nicht mal das Recht auf Abo eines Pay-TV Kanals in seiner Sprache erwerben kann, wenn man in einem anderen EU-Land wohnt (das Recht hat man, man kann es nur nicht durchsetzen), dann kann man es nur mit länderübergreifenden Übereinkommen lösen. TTIP wäre so ein Ansatz, die Content-/Medienindustrie sitzt mit am Tisch. Solange aber Chlorhühnchen und Co. in der Öffentlichkeit reflektiert werden und die Vorlagen nicht vollständig öffentlich gemacht werden, kann man nicht absehen, was für den Medienbereich vorgesehen ist. Ähnliche Vereinbarungen (z. B. USA - China) lassen aber eher darauf schließen, das es zu mehr Restriktionen kommen wird und der Status Quo in der Verwertungskette zementiert werden soll. Zudem wird auch auf das Abschaffen des in Deutschland etablierten Recht auf „Privatkopie“ gedrängt und nicht nur die Bekämpfung der (komerziellen) Raubkopierer sondern auch der bisher eher moderat behandelte „Privatkopierer“ gefordert.