Dass mir Köln zu klein wird, kann man so nicht sagen. Natürlich bin ich auch mal im angrenzenden Umland unterwegs und plane für die Zeit, in der es wieder heller wird, auch mal ein Stück weiter zu gehen. Grundsätzlich kenne ich zwar schon ein paar Ecken der Stadt, aber immer wieder komme ich an Orte, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Auch an Stellen, die man kennt, tut sich immer wieder was. Es gibt hier auch recht viele Leute, die was machen. Letztlich kommt man nie durch… In der Nacht sehen dann auch die Orte, die man zu kennen glaubt plötzlich ganz anders aus.
Ich hab’ mir irgendwann ein Stativ besorgt, um mich etwas unabhängiger vom Tageslicht zu machen und losziehen zu können, wann immer es mir gerade einfällt. Ein Freund, der Architekt ist, kam dann auf die Idee mit der Lampe. Ich hab’ mir zunächst eine einfache besorgt, die nichts taugte und war zu Beginn doch sehr ernüchtert. Später hatte ich dann irgendwie die Vorstellung, dass man mit einer stärkeren Leuchte vielleicht mal Nachts in die Hall of Fame gehen könnte (in eine, wo es nachts ziemlich dunkel ist) um ein Bild oder vielleicht sogar nur einen Ausschnitt davon, anzustrahlen, während der Rest in der Dunkelheit verschwinden sollte. Dazu benötigte ich aber eine fokussierbare Leuchte, mit einem sehr sauberen Lichtstrahl. Die hab’ ich mir dann besorgt, obwohl ich sie für eine Taschenlampe, deren Wert ich bis dahin auf ca. 3–5€ taxierte, doch recht teuer fand.
Die ersten Bilder waren nicht ganz so, wie ich mir dachte, aber ganz gut, wie ich fand. Ich war überrascht, was man damit alles machen konnte und sah, dass es viele Möglichkeiten gab, um mit dem Licht zu experimentieren. Mit der Zeit wurden die Bilder dann mehr so, wie ich mir das vorstellte, und ich habe – wie ich zugeben muss – meinen Spaß dabei. Einige Bilder werden sehr speziell, und mit einem Aufsatzblitz, der das Licht ja immer aus Richtung der Kamera schickt, wären viele der Ergebnisse gar nicht zu erreichen. Das Stativ hat den Vorteil, dass man das Bild, bzw. die Aufnahmeposition, vernünftig ausrichten kann.
Man kann die – für das verwendete Objektiv – optimale Blende einstellen, niedrigste ISO usw. Durch die Lampe wiederum kann man das Licht aus einer Richtung schicken, die das Bild am besten aussehen lässt. Gut. … Manchmal geht’s trotzdem nicht. Jedenfalls kommt das Licht aus der Richtung aus der man es schickt und nicht daher, wo eben der Blitz angebaut ist. Die Lampe ist relativ leicht und passt in meine Foto-Tasche, so dass ich sie immer dabei habe, wenn ich nachts unterwegs bin. Dadurch kann ich praktisch überall hingehen und fotografieren, auch in absoluter Dunkelheit, und bin nicht auf Orte beschränkt, die wenigstens ein Minimum an Umgebungslicht bieten.
Das Bild von »Shimo« hier, kommt meiner ursprünglichen Vorstellung sehr nahe. Deshalb mag ich es besonders und natürlich auch, weil mir die Bilder dieses Malers besonders gefallen, was ja kein Geheimnis ist. Die »TransVision« Bilder sind zwar alle mit Stativ gemacht, aber ich glaube nur bei dem »Cage–Boom« (oben auf der Seite hier) ist die Lampe zum Einsatz gekommen. Es fällt nicht sehr auf, weil der Zug davor fährt, aber das Motiv wäre sonst wahrscheinlich um einiges dunkler. Die anderen, so auch das erwähnte »Syras«, sind nur vom Umgebungslicht und den vorbeifahrenden Zügen erhellt.
Meistens fange ich schon morgens (oder, was ich so »morgens« nenne) an, meine Ziele zu planen. Manchmal ergeben sie sich auch auf dem Weg zur Arbeit, weil ich irgendwas sehe. Vielfach geht das auch intuitiv. Wenn ich mir – aus Gründen, die ich nicht kenne – sage, ich sollte da und da hinfahren und mal gucken, dann mach’ ich das praktisch immer. Ich finde in der Regel dort auch etwas, was ich noch nicht kannte. Das habe ich immer so gehalten. Vergleichsweise regelmässig suche ich bestimmte Halls of Fame auf (legale Graffiti-Flächen). Da gibt es praktisch immer neue Bilder. Andere Orte, solche hauptsächlich, an denen man nicht unbedingt was zu suchen hat, können schon mal schwieriger sein. Jedenfalls gilt, in der Nacht ganz besonders, dass ich mich sofort vom Acker mache, wenn ich das Gefühl bekomme, irgendetwas stimmt nicht. Dann ist die »Session« eben zu Ende, oder ich gehe einfach woanders hin… und mache eben dort weiter.
Weil ich – letztlich – ein Einzelgänger bin, mache ich die meisten Sachen alleine. In letzter Zeit bin ich aber auch öfter mit Leuten unterwegs, die dann wiederum ihre Orts-Vorschläge haben, und wenn es passt, machen wir eben das. Manchmal überlege ich – mit anderen gemeinsam – wie man eine bestimmte Sache durchführen könnte. Je nachdem bräuchte man dann auch mal zwei Leuchten, könnte – aus größerer Distanz – ein Bild aus zwei verschiedenen Richtungen anstrahlen und vielleicht sogar noch (wenn es etwas diesig ist) das Licht in der Luft einfangen. Das wäre eine Sache, die ich gerne machen würde. Möglicherweise wäre das Ergebnis etwas Anderes als die Vorstellung. Aber im Moment ist es eben eine Vision.
Vor einer Weile hab’ ich mal mit 'ner Freundin zusammengesessen und wir haben uns angeschaut, was ich an den Tagen vorher so fotografiert hatte. Irgendwann kamen ein paar Bilder, die ich nicht entziffern konnte. Ich fragte sie, ob sie das könne, weil sie Künstlerin ist und sich auch mit Graffiti auskennt. Als sie verneinte, sagte ich »Na ja, wenn ich jetzt ein ‘Graffiti-Freak’ wäre, dann könnte ich es wahrscheinlich lesen.« Sie schaute mich an, und meinte »Also, wenn Du kein ‘Graffiti-Freak’ bist, dann weiß ich’s auch nicht.« – Seitdem denke ich schonmal drüber nach, oder ziehe in Erwägung, dass es vielleicht tatsächlich sein könnte, dass ich »Jupiter« sowas wie ein ‘Graffiti-Freak’ bin…