Urban-Art Fotografie

Tolle Fotos :w00t:
Bin ein Fan von dir ab jetzt :blush:

Ok. :wink:

Interessantes Ensemble, das Du da gefunden hast. :smiley:

Nachdem ich kürzlich einen etwas längeren Beitrag zum Thema »Tags«
eingestellt habe, möchte ich heute den Maler »Mehr« vorstellen.

Er tritt durch eine charakteristische Ausformung der Block-Buchstaben mit gebrochenen Kanten und schlitzartigen Öffnungen hervor. Meist sind die Bilder von einer umlaufenden Rahmenform gefasst. In der Binnengestaltung werden gelegentlich (wie im Beispiel unten) verschiedene Verläufe ineinander gesetzt.

Die Produktionen von »Mehr« besitzen dank ihrer klaren, kristallartigen Formen eine sehr einprägsame Gestalt. Die geschlitzten Freiflächen kontrastieren gut mit der massigen Gestalt der Letter. Die abgekanteten Ecken erinnern mich zwar auch an die Architektur der 1980er Jahre, – die ich nicht mag – aber die reliefartige Gestalt der Schriftzüge erscheint wie aus einer soliden Masse herausgearbeitet. – Eine Steinmetzarbeit…

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2000

Bei der Betrachtung eines künstlerischen Werkes kann man sich z.B. fragen, wie es gemacht ist.
Man erkennt möglicherweise Farben, Texturen, Formen, Symbole, Schriften, Botschaften, Vorbilder,
Verweise usw. So betrachtet – vielleicht – ein interessierter Mensch die Werke der Kunst.

Nicht so der Bürger. Die erste Frage, die er stellt ist: »Darf der das?« Die zweite: »Wieso macht der das?«
Ähnlich schnell ist der Bürger mit den Antworten zur Stelle. Beantwortet er die erste Frage mit »Nein«, dann
kann es – der Bürger nennt das logisch – keine Kunst sein. Beantwortet er die Frage nach der Legalität dagegen
positiv, so kann er – Wer hätte das gedacht? – keinen Sinn im betrachteten Werk erkennen.
Darum – der Bürger nennt das logisch – kann es – Wer hätte das gedacht? – keine Kunst sein.

Kunst ist für den Bürger nur das, was er von anderen Gebetsmühlenartig, als Kunst vorgestellt bekommt.
Wenn die – für ihn maßgebenden – Autoritäten so gnädig sind, ein Werk für ein Kunstwerk zu befinden,
dann ist es auch für den Bürger ein solches. Sonst – der Bürger nennt das logisch – natürlich nicht.

Dem Bürger ist vor allem jede Manifestation von Freiheit verhasst.
Er hasst mithin alles, was nach Phantasie, Kreativität, Verwirklichung
und Freiheit riecht, oder ihm diesen Anschein macht.

Der Bürger übt einen Beruf aus, der ihm nicht gefällt. Er ist mit einer Frau verheiratet, die er nicht liebt,
hat Kinder, die er nicht wollte. Er geht in eine Kirche, an die er nicht glaubt, unterhält sich über Dinge,
die ihn nicht interessieren, wählt eine Partei, die man in seinen Kreisen eben so wählt, und besucht Veranstaltungen
und Vereine, die man eben so besucht, weil man sie eben schon immer besuchte und die Anderen es ebenso tun.

Der Bürger nennt das logisch.

Was der Bürger vor allem weiß ist, dass sich die Verhältnisse nie, nie, nie ändern werden.
Mit Kopfschütteln betrachtet er den Untergang des Römischen Reiches oder die Französische Revolution.
»Unerklärlich« nennt er das. »Unbegreiflich!«

Was der Bürger weiß, aber nicht sagt, ist, dass er in allen Erscheinungen seiner Existenz fremdbestimmt ist.
Der Bürger nennt diesen Zustand »Mündigkeit«. Er käut das wider, was ihm vorgegeben wurde. Lebt in den Hülsen,
von denen man ihm sagt, sie seien für ihn passend. Er füllt sie auch sehr gut aus. Das muss man zugeben!
– Klar, dass er tausendmal besser ist als die, die sich mit der »brotlosen« Kunst beschäftigen.

Sich selbst und seine Ideen in unmittelbarer, schöpferischer Form auszudrücken, käme dem Bürger nie in den Sinn.
Deshalb sollen es andere auch nicht tun. Denn, was hätte das schon für einen Sinn?
Etwa den, dem Bürger vor Augen zu führen, dass es jenseits der eingefahrenen Gleise, die er »ewig« nennt,
Möglichkeiten eines freien, selbstbestimmten Lebens gibt?
Diese Möglichkeiten gibt es nicht. Der Bürger hat sie – *schon seit langem * – verkauft.

Auf diesem Weg geriert sich der Bürger zum glühendsten Verteidiger von Verhältnissen,
unter denen er selbst am meisten leidet, deren Opfer er ist. Alles, was er anderen Menschen
wünscht, ist: Leiden. In aller Höflichkeit, – versteht sich. Der Bürger nennt das logisch.

Und deshalb hasst der Bürger die Kunst und die Künstler.

Überhaupt hasst der Bürger jeden, der sich erdreistet, sich in einer Form auszudrücken,
die nicht von den Autoritäten – oder denen, die er für solche ansieht – vorgesehen ist.
Schließlich gestattet er sich das selbst auch nicht.

Grenzüberschreitung? – Verbrecher, Taugenichtse, Nichtskönner: Künstler. Der Bürger nennt das logisch.

»Künstler! Maler!! Vandale!!! – Mach es wie der Bürger. Der weiß, was ewig währt. Er weiß, was richtig ist, und was erlaubt. Er zeigt Dir, wie man sich legal verhält, und kann Dir erklären, warum nur die alten Meister »richtige« Künstler waren.
Künstler! Maler!! Vandale!!! – Komm zum Bürger! Komm zur Wahrheit! Komm zum Sinn!«

Ja. – Glaubt man’s? ;))

Weitere Bilder – wie immer – im Album.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2021

Wieder einmal ein echt gelungener Gedankensplitter! :yeah:

Danke dafür & Frohe Ostern, mein einäugiger Freund…

Hmm,
also die Sachen vom “Wahn” sind echt ganz nett anzusehen…
ich finde immer noch die Sachen die draussen gemacht werden…
Auf Trains oder an der Line einfach irgendwie besser…
Ich finde da wird mehr Leben in manchen Bildern reingepumpt und haben mehr zu erzählen…
Ich spreche da aus eigener Erfahrung…
Ich hatte mir mal in letzten Tagen das Buch
Odem:On The Run durchgelesen…
Und finde es sehr gut,
aber mann wird sich glaube ich nie einig werden ob Graffiti eine Kunstform ist.

Besten Gruß…

P.S: Schon das es auch mal in einem Mac-Forum das Thema Graffiti aufgegriffen wird…
und man darüber ein wenig schnacken kann :wink:

Also ich bin mir da ziemlich einig. ;))

Fundstück
Als ich Anfang April mal unterwegs war, fand ich eine Skizze auf dem Boden.
Ob sie jemand verloren, vergessen oder weggeworfen hat, weiß ich nicht.
Ein dazu passendes Bild konnte ich in der Umgebung nicht finden.
Ich machte ein Foto, und ließ die Skizze da, wo sie war. Auf dem Boden.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2044

Wenn man auf Bilder wartet, und irgendwo rumhockt, passiert meist gar nichts.
Ist man dagegen mit etwas anderem beschäftigt, und denkt nicht dran,
kommen sie plötzlich aus allen Richtungen. Tücke des Schicksals, würde ich sagen…
Oft sind sie dann zu weit weg, in einem schlechten Zustand oder fahren einfach zu schnell vorbei.
– Was will man machen?

Dennoch bietet sich gelegentlich die Möglichkeit, Bilder informeller Künstler in Ruhe zu betrachten,
und auch – Wer hätte das gedacht? – ein paar Fotos zu machen. Das hier gefällt mir besonders gut.

[size=85](Das Bild in der Totalen gibt’s im Album.)[/size]

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2067

An der Bahnlinie, dem natürlichen Aktionsraum der Writer, gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Besonders beliebt sind die parallel zu den Gleiskörpern angebrachten Schallschutzwände. Die Varianten mit gelochten Blechverkleidungen bieten durch ihr regelmässiges Raster, und die ansonsten glatte Oberfläche, einen geeigneten Untergrund. In der Summe addieren sich die Bilder zu einer gigantischen Freilicht-Galerie, von der ich in diesem Thread – hin und wieder – ein paar Beispiele zeigen werde.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2074

Weitere Bilder gibt’s im Album.

Kürzlich wurden an einer Regional-Station die Schallschutz-Wände umgebaut. Diese Wände bestehen aus metallkaschierten Sandwich-Elementen unterschiedlicher Länge, die aufeinander gesteckt werden. Seitlich werden diese Elemente von Doppel-T Trägern gehalten. Da offenbar gerade nichts vernünftigeres zu tun war, entschied man sich, im oberen Bereich ein transparentes Modul einzufügen. Was man dadurch sehen können soll, bleibt unklar.

Natürlich waren die Sandwich-Module mit Bildern verschiedener Writer gestaltet. Die Mühe, die Bilder zu entfernen sparte man sich. Man nahm also die Sandwichmodule auseinander und setzte sie anschließend – irgendwie – wieder zusammen. Dadurch entstand ein bunter Remix der vorherigen Bilder.

Einzelne (z.B. von Mehr) lassen sich dennoch erkennen, andere wurden in streifigen Fragmenten über die ganze Wand verstreut… Sieht gut aus. :wink: – Vielleicht sollte man die Elemente in Zukunft vor dem Abbau nummerieren?

Weitere Bilder gibt’s (wie immer) im Album.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2080

[OT]
Ich hätte hier die andere Art…nicht Streetart sondern Waterart :unamused:


Gesehen auf der Trave, Nähe Tonne 28
[/OT]

Nach „Kunst am Bau“ jetzt auch „Bau an Kunst“? :smiley:

Passt schon. :wink: Groß isses ja… Außerdem gibt’s noch viele blanke Flächen.
Die Stelle hätte das Zeug zu 'nem echten »Hot-Spot« zu werden. :smiley:
Was ist denn das für ein Bildformat? Ist das beschnitten, oder gestitcht?

Jo. Oder auch »Bau trifft Kunst«. – Motto: Das kriegen wir schon irgendwie hin:wink:

Das ist geschnitten, nahe ran fahren konnten/wollten wir nicht, darum war genug Raum. Platz ist an der Stelle noch jede Menge und es gibt noch diverse andere :wink:

Dann zeig doch mal was… :wink:

Neben der Trainline (und natürlich den Trains), sind verlassene Industrieflächen für die Graffiti-Kunst von herausragendem Interesse. Größere Städte und bestimmte Regionen haben davon – insbesondere seit dem Niedergang der Schwerindustrie in den 80er/90er Jahren – einige zu bieten. Manche der ausgeschlachteten Produktionsstätten liegen über Jahre hinweg brach, statt eingeebnet zu werden. Vielfach bedarf es genauer Bestands-Analysen, Bodenuntersuchungen und Planungsprozesse um die zukünftige Bestimmung dieser – meist größeren – Areale festzulegen.

Intakte Konstruktionen sind natürlich ein Glücksfall, schaffen sie doch geschützte Räume, die Flächen für ungestörtes Arbeiten bieten. Zudem ist diese besondere Atmosphäre der Ruhe und Verlassenheit etwas Einmaliges in der Großstadt (oder ihrem Umfeld). Wo früher tausende Menschen arbeiteten und Generationen ihren Alltag verbrachten, wächst heute Farn die Wände hoch. Während die ehemaligen Freiflächen so dicht mit Vegetation überwuchert sind, dass sie teilweise nicht mehr ohne weiteres passierbar sind. Durch die oft verwendeten, typischen Oberlichter werden die Hallen in einer Intensität ausgeleuchtet, die durch vertikal stehende Fensterflächen niemals erreichbar wäre. Gut für Pflanzen, Bilder und auch die Fotografie.

Bei bedecktem Himmel ist das Licht sehr gleichmässig und es gibt kaum Verschattungen, während ungetrübte Sonneneinstrahlung punktuell Akzente setzt, die mit der (dann dunkleren) Umgebung deutlich kontrastieren. Der Zusammenklang von Industrie-Ambiente und Graffiti hat etwas Einmaliges, das mich begeistert. Gleichwohl kann man dort natürlich nicht so einfach herum spazieren. Besonders in den zweigeschossigen Abschnitten ist Vorsicht geboten, weil es über Schacht-Öffnungen im Boden überall abwärts geht. Man muss immer aufpassen, bevor man zwei Schritte rückwärts macht, etwa um den richtigen Abstand zum Motiv einzunehmen.

Mit der Zeit verändert sich auch diese Umgebung sehr stark. Als ich zuerst dort war, gab es nur im vorderen Bereich einige Bilder, die – so weit ich mich entsinnen kann – fast alle von CPS stammten. Mittlerweile ist der Bestand in gigantischem Umfang gewachsen. Man kann – ohne Übertreibung – sagen, es ist (von der Trainline vielleicht abgesehen) das größte zusammenhängende Ensemble in der Region. Ein Experimentierfeld für die Einen, eine Industrie-Galerie für die Anderen. Eine Insel, eine Oase, eine Paralellwelt. Getrennt von der Anderen durch hohe, unüberwindliche, stacheldrahtbekrönte Mauern aus Ziegelstein.

In unregelmäßiger Folge werden weitere Industrial-Bilder ins Album gestellt.
Ich werde dann hier im Thread mit einem kurzen Text darauf verweisen.
Weitere Bilder gibt’s (auch diesmal) im Album.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2088

@Jupiter: Schöner Spot…
DDa würde ich auch mal gerne ein Piece von mir drauf machen. Natürlich schön vorstreichen voher :smiley:

Das glaub’ ich… ;-D

Wenn Zeit ist, treibe ich mich auch mal in den Hafengebieten herum. Es gibt hier ein paar Binnenhäfen, die z.T. auch Anschluss an das Netz der Güterzüge haben. Bei klarem Himmel ist das Licht so gegen 20:00h und später das Beste, weil es warm und weich ist. Klar dass ich dort Graffiti fotografiere. Für den, der es mag, ist es einfach ein sehr schönes Ambiente: mit Güterzügen, Frachtschiffen, Schrotthaufen, Hafenbecken, Transportkränen und… gut gemachten Wandbildern natürlich.

– Was sollte Jupiter auch sonst da? :open_mouth:

Weitere Bilder findet Ihr hier.

http://www.macmini-forum.de/gallery/image.php?album_id=46&image_id=2099

Hier mal zwei Wände die ich künstlerisch sehr wertvoll finde und jetzt mit meiner 40 jahre alten Mamiya C330 auf Diafilm abgelichtet habe:



Zwei coole Bilder, die Du da gepostet hast. :smiley:
Mit dem Dia-Rand und in diesem quadratischen
Format sieht das sehr gut aus.

Wo ist denn das aufgenommen, in welcher Stadt mein ich?
Kennst Du zufällig auch den Namen des Künstlers?
Kannst die Bilder auch gerne dem Urban-Art Album hinzufügen. :wink:

:laughing: Schön skurril das! :smiley:

Die beiden Motive sind mir letztens in Amsterdam-Westerpark aufgefallen… ich seh sonst nicht viel Urban-Art :smile: